„Erfolg ist nicht der Schlüssel zum Glück. Glück ist der Schlüssel zum Erfolg. Wenn Du liebst, was Du tust, wirst du erfolgreich sein!“ (Albert Schweitzer)

Das Finish des wohl verrücktesten Rennens, das ich je gefahren bin, ist jetzt schon gut eine Woche her. In der Zwischenzeit war ich beruflich so gefordert, dass ich bis jetzt gebraucht habe, um meine Gedanken zu ordnen und diese nun versuche, auch in Worte zu fassen…
Mal sehen, was dabei herauskommt. 😉

Ein paar Daten und Fakten zum Rennen selber…
1.528 km mit rund 25.300 Höhenmetern waren in einer Karenzzeit von 12 Tagen zu absolvieren. Nur die ersten etwa 37 km waren ein Video der Originalstrecke. Der Rest war eine Ansammlung von Streckensegmenten in der Software FulGaz (in Summe 83), die wir in einer bestimmten Reihenfolge absolvieren mussten und die sich oft blockweise wiederholt haben.

Die vielen Höhenmeter an sich sind schon ein starkes Stück, aber das Schlimme daran war gar nicht so sehr die Menge, sondern die Anordnung! Es gab sehr oft Streckenabschnitte hintereinander, die nur bergauf zu fahren waren. Gefühlt bin ich 90% des Rennens immer nur bergauf gefahren… Also nicht wie im „echten Leben“, wo du einen Anstieg hochfährst und dich dann bergab etwas erholen kannst. Nein, 2.000 hm rauf und dann „zur Erholung“ z.B. 10,75 km mit 61 hm geradeaus. Die Anstiege waren oft mit 14 bis 16% sehr steil, ein paar Mal waren auch Rampen mit 19% dabei – die haben wirklich weh getan. 😦
Laut einer Berechnung von Marko Baloh sind wir am Start bei 0 m Seehöhe losgefahren und waren im Ziel auf dem Mt. Everest. Kein weiterer Kommentar nötig…
„Wenn Du liebst, was du tust…“ hat Albert Schweitzer gesagt. Stimmt natürlich grundsätzlich. Ich LIEBE es Rad zu fahren und ich hatte bis dato auch keine großen Probleme längere Trainings im Winter auf der Rolle zu absolvieren. Vor diesem Rennen war das längste allerdings 4 Stunden am Stück.
Im großen und ganzen habe ich die meiste Zeit einfach Musik gehört. Hörbücher waren mir irgendwann zu anstrengend… Zwischendurch habe ich mir auch meine absolute Lieblingsserie angesehen. Aber wie gesagt, das monotone fahren hat mir nicht so viele Probleme bereitet, wie im Vorfeld angenommen. Für viele meiner Kollegen sind 30 min auf einer Walze schon eine Zumutung und ich habe bis zu 10 Stunden am Stück für mehrere Tage drauf verbracht. Eigentlich total verrückt, wenn ich darüber nachdenke! *haha*
Aber genau das ist auch der springende Punkt – ich habe relativ schnell einfach aufgehört darüber (was ich da gerade mache) nachzudenken und versucht, einfach im Hier und Jetzt eine Herausforderung nach der anderen zu bewältigen. Hat ganz gut funktioniert! 😉
Sei es die Übelkeit und Verspannungen im Nacken, die mir in den ersten paar Tagen das Leben schwer gemacht haben, Verdauungsprobleme hie und da, Schmerzen in den Beinen nach dem Absteigen vom Bike…
Das war übrigens für mich das Spannendste überhaupt! Schmerzen in den Beinen während des Radelns hatte ich eigentlich kaum, abgesehen von kurzen Wadenproblemen und einem Ziepen der Achillessehne. Krämpfe und Schmerzen sind immer erst gekommen, wenn ich nach Stunden am Ende eines Tages von der Rolle gestiegen bin und einen Schritt machen wollte! Stiegen steigen war in den ersten Tagen nur sehr schwer möglich. Schlussendlich aber nur schlimme Schmerzen in den ersten etwa 7 Tagen. Gegen Ende ging es mir körperlich wesentlich besser als zu Beginn! *haha* 🙂 Versteht keiner, war aber so…
Gott sei Dank konnte ich mich in diesen zwei Wochen auf die Hilfe von Barbara und Matthias (Physiotherapie Kurtz) und Markus (Skreiner – Service für den Körper) verlassen! Sie haben die paar Problemchen sofort behoben und bis auf den schmerzenden Hintern beim Fahren, war ich ziemlich schmerzfrei auf der Walze unterwegs.
Gefreut habe ich mich immer sehr über Überraschungsbesuche! 😀
Vielen Dank an alle, die vorbeigekommen sind und mich aufgemuntert haben. Allen voran Nicole, die mich ratz-fatz aus einem anständigen Tief herausgerissen hat! 😀 DANKE auch an meine Familie, vor allem Felix und Jakob, die mich immer wieder motiviert haben. Franz, Gerd und Simon (Hughes) haben mich viele Anstiege per Telefon „hochgequasselt“ *hahaha*. Simon habe ich auch zu verdanken, dass Schmerzen mit dem „Buch-Trick“ wesentlich besser wurden. 😉 Wer hätte gedacht, dass Shakespear und Yeats für sowas taugen… 😛
Technisch gab es glücklicherweise relativ wenig Probleme während des Rennens. Im Vorfeld, bis alles funktioniert hat, war es allerdings ein Spießrutenlauf. 😦 An dieser Stelle auch ein dickes Danke an Markus (für den Bluetooth Pulsgurt als Glücksbringer) und Bernitsch (für den TACX Neo).
Während des Rennens gab es hin und wieder einen Software-Crash und gegen Ende hat ein Streckenabschnitt überhaupt nicht funktioniert! Der Support war leider sehr mangelhaft, da die Australier natürlich in einer komplett anderen Zeitzone leben und sie auch während des Rennens keinen 24/7 Support auf die Beine gestellt haben. 😦 Das war für uns Europäer natürlich grausam und ehrlich gesagt doch sehr unverständlich…
Ehrlicherweise kann ich die FulGaz Software in dieser Form zu Trainingszwecken nicht weiterempfehlen. Mit Windows Systemen gibt es noch viel zu viele Probleme und auch die Verbindung mit der Walze ist einigermassen problemfrei nur via Bluetooth zu bewerkstelligen. ANT+ funktioniert gar nicht. Deshalb konnte ich auch die Wattpedale nicht verwenden. Dasselbe gilt für die Syncronisierung der Daten mit Garmin Connect (geht überhaupt nur manuell mit großem Aufwand!), Trainingpeaks oder Strava. Geht manchmal gut oder auch gar nicht…
Ernährungstechnisch bin ich zum Großteil alles mit HAMMER Nutrition gefahren. D.h. flüssig mit Sustained und Perpetuum, kombiniert mit Endurolytes, Gels und Riegel. Irgendwann habe ich zwischendurch angefangen HAMMER mit Ensure zu kombinieren und damit bin ich eigentlich gegen Ende am besten gefahren.
Feste Nahrung hat mir meistens überhaupt nicht geschmeckt – vor und nach den Einheiten auf der Walze. Ich hatte kaum Appetit und musste mich abseits des Bikes wirklich oft zum Essen zwingen. Sofort nach dem Rennen war mein Appetit aber sofort zurück! Also denke ich, hat mein Körper einfach besser gewusst, was gut für mich ist. Da ich mich gut gefühlt habe und mein Gewicht super halten konnte, hat mir das auch keine große Sorge bereitet. Ich glaube mittlerweile auch, dass die Übelkeit zu Beginn wohl eher dem Kopf und den Nerven zuzuordnen war. 😉
Das Ende das Rennens wäre sehr unspektakulär gewesen, hätte nicht mein Schwesterchen eine Finisher-Party organisiert! ♥ DANKE JASSI! Am Bildschirm stand nicht einmal „ENDE“ oder „Gratulation“. Ich hätte eigentlich schon am Tag zuvor die letzten paar Kilometer fahren können, habe mich aber dagegen entschieden, da es mir lieber war, diesen Moment mit coolen Leuten zu feiern als alleine vom Bike zu steigen! ♥ 11 oder 12 Tage Finisher-Zeit war auch schon egal. Das Video vom Finish gibt’s auf Facebook zu sehen. 😉
Alles in allem war es ein cooles Erlebnis und sehr lehrreich! Ich bereue es in keinster Weise, mich dieser Herausforderung gestellt zu haben, werde so ein Rennen in dieser Art und Weise wohl eher nicht mehr fahren. 😛 Outdoor jederzeit, indoor, ehmmmm… nope!
Ein herzliches Danke auch an meine Unterstützer wie…

DANKE auch an die beste Mitarbeiterin aller Zeiten! Martina hat in diesen 12 Tagen so gut sie konnte den Bürostress von mir fern gehalten. Hin und wieder musste ich trotzdem ran, das hielt sich aber Gott sei Dank in Grenzen. 🙂
Für alle, die jetzt noch auf einen Bericht von meinem „Urlaubs-Projekt“ für Erika, Markus und Christian warten – dafür gibt’s einen eigenen Blog! 😀
So, stay tuned! 😀

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Ein Gedanke zu „VRAW 2020 – das etwas andere Rennen ;)“